Das Smartphone transformiert uns Menschen zu Roboter

Neue Technologien sollen das Leben vereinfachen. Uns mehr Zeit für andere Dinge geben. Der Staubsauger hilft uns, die Wohnung sauberzumachen. Wir schalten das Gerät an und wieder ab, wenn der Zweck erfüllt ist. Das Smartphone schaltet uns ein und weckt uns auf, wenn es Zeit zum Handeln ist. Zwei neue Likes für das neue Foto. Eine Freundschaftsanfrage verlangt Bearbeitung. Nachrichten am Tag und in der Nacht ohne Anrufbeantworter, sondern mit zwei Häkchen, wenn die Nachricht gelesen wurde. Kleine rote Punkte mit Zahlen vermelden sich ansammelnde Versäumnisse. Zeit zu arbeiten. Aber Belohnung muss auch sein. Ein wenig durch den potenziellen Partnerdschungel wischen, oder für Minuten im Endlosstrom von Video versinken. All die Verheißungen speziell für mich zusammen gestellt. Doch die Schritte sind gezählt und das Dilemma: Zu viel Zeit mit dem Smartphone bringt zu wenig Bewegung. Die Fitness-Übung ist im Anflug. Schnell mal nachschauen, wie das noch mal heißt, wo es das zu kaufen gibt und wie ich am schnellsten dorthin komme. Habe ich wirklich danach gefragt, oder das Smartphone bringt mich auf den Gedanken dies und das zu tun?

Es ist eine Impulsmaschine, die uns da antreibt und die man nur noch schwer abschalten kann. Der Griff zum Telefon ist längst nicht mehr zweckgebunden und eher die Frage: Was mache ich jetzt? Zum Glück weiß die Maschine eine immer bessere Antwort und wir wissen zum Glück, wie es weitergeht.

Yuval Noah Harari hat in seinem Buch “Eine kurze Geschichte der Menschheit” ein wunderschönes Beispiel, wie sich der Weizen die Menschen zum Untertan gemacht hat. Weizen, ein noch unbedeutendes Gras vor 10.000 Jahren, hat einen Siegeszug angetreten. Menschen hegen und pflegen den Weizen, weil es einen entscheidenden Beitrag zu unserer Ernährung leistet. Menschen haben gelernt dafür Felder anzulegen, genügend Wasser zu beschaffen, Unkraut zu jäten und Schädlinge zu bekämpfen. Mittlerweile bedeckt Weizen 2,25 Millionen Quadratkilometer der Erde. Das Smartphone hat gar nicht so lange gebraucht. In nur 15 Jahren gehört es zur wohlbehüteten Sache der Welt und ist auf dem besten Weg Wegweiser für das Leben zu werden.